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Der Tod von Prinzessin Diana gilt bis heute als einer der bestürzendsten Momente der modernen Geschichte: Ihr Ableben im August 1997 kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Unmittelbar nach der Tragödie sah sich die britische Monarchie seitens der Öffentlichkeit einem enormen Druck ausgesetzt. Als Reaktion darauf schrieb Queen Elisabeth II. einen von Herzen kommenden Brief, in dem sie ihre Erschütterung zum Ausdruck brachte.
Das Schweigen der Queen
Nach solch einem dramatischen Ereignis hätte man davon ausgehen können, dass die Queen umgehend mit einer öffentlichen Stellungnahme reagiert. Immerhin war Diana 15 Jahre lang ihre Schwiegertochter, bis sie und Prinz Charles sich im Sommer 1996 scheiden ließen.
Doch zunächst passierte nichts dergleichen. Elizabeth sagte nichts, und ihr Schweigen war absolut ohrenbetäubend. Was war hier los? Wo war ihre Erklärung?
Ergänzende Information
Zu dem Zeitpunkt, als Diana starb, war Elizabeth gerade nicht im Buckingham Palace in London (England), sondern verbrachte ihre Zeit auf Schloss Balmoral in Schottland. Ihre Enkel Prinz Harry und Prinz William leisteten ihr Gesellschaft und verbrachten ihre Sommerferien bei ihr.
Die Tatsache, dass sie ihre Mutter verloren hatten, muss eine schwierige Situation noch verschärft und verkompliziert haben. Dabei war das anschließende öffentliche Schweigen der Monarchin nicht das einzige Problem.
Sie blieb an Ort und Stelle
Hinzu kam, dass Elizabeth nach der Tragödie mit ihren beiden Enkeln zunächst einmal in Balmoral blieb, anstatt sofort in den Buckingham Palace zurückzukehren. Das Ausbleiben einer öffentlichen Erklärung sorgte damals in Großbritannien für ziemlich viel Aufsehen.
Man könnte sogar behaupten, dass es Jahrzehnte her war, seit die Königsfamilie das letzte Mal einer derartigen Prüfung unterzogen wurde.
Schwankendes Vertrauen in die Monarchie
Als König Edward VIII. im Jahr 1936 abdankte, geriet das Königshaus schon einmal in Aufruhr.
Dies führte zu massiven Kontroversen, an deren Ende Elizabeths Vater seinen Platz einnahm. Das Vertrauen der Menschen in die Monarchie geriet in dieser Zeit ins Wanken, und genau das gleiche drohte sich nach Dianas Tod zu wiederholen. Mit jeder Minute des Schweigens wurden mehr und mehr Kritiker laut.
Die "Prinzessin des Volkes"
Aus der Sicht der Öffentlichkeit kann man die Frustration natürlich verstehen. Diana war eine weltweit beliebte Persönlichkeit, die während ihrer Zeit in der Königsfamilie ein Licht auf viele Probleme warf.
Sie sprach über psychische Gesundheit und häusliche Gewalt, aber auch über Lepra und AIDS. Nach ihrem Tod betitelte sie der britische Premierminister Tony Blair als "Prinzessin des Volkes".
"Außergewöhnliche Verbindung"
In einer Folge der CNN-Sendung Die Windsors äußerte sich Blairs ehemalige Beraterin Anji Hunter dazu: "Die Menschen waren so bewegt von Diana, weil sie eine außergewöhnliche Verbindung zu allen hatte. Die Menschen fühlten sich mit ihr verbandelt.
Es fühlte sich für sie an, als ob der eigene geliebte Freund, die eigene Mutter, die eigene Schwester gestorben wäre". Die Empörung der Öffentlichkeit hat ein königlicher Kommentator auf den Punkt gebracht.
Ausbruch von Trauer
In der Sendung sagte Penny Junor: "Ich glaube, dass die Öffentlichkeit hat darauf gewartet hat, dass die Queen die Trauer anführt. Und das hat sie nicht getan."
Die Menschen waren also auf sich selbst gestellt, als die Trauerbekundungen sich auf die Plätze vor dem Buckingham Palast ergossen. Die schiere Anzahl der Blumen, Karten und Botschaften, die sich ansammelten, war einfach unglaublich. Hieran war deutlich zu sehen, wie sehr die Welt leidet.
Rückkehr nach London
Erst fünf Tage nach der Tragödie reiste Elizabeth Anfang September endlich wieder nach London. Dianas Beerdigung war für den nächsten Tag angesetzt, und sie hatte noch immer nicht öffentlich über die Geschehnisse gesprochen.
Das sollte sich jetzt ändern. Am Abend vor der Trauerfeier stand die Queen vor einer Live-Kamera im Palast und brach ihr Schweigen.
Die Rede der Queen
Elizabeth sagte: "Seit der schrecklichen Nachricht vom vergangenen Sonntag haben wir in Großbritannien und in der ganzen Welt eine überwältigende Trauer über Dianas Tod erlebt. Wir alle haben auf unterschiedliche Weise versucht, damit fertig zu werden.
Es ist nicht leicht, das Gefühl des Verlustes auszudrücken, denn auf den ersten Schock folgt oft eine Mischung aus anderen Gefühlen: Ungläubigkeit, Unverständnis, Wut."
“Bewundert und respektiert”
In diesem Sinne fügte Elizabeth hinzu: "Dies sage ich Ihnen jetzt als Ihre Königin und auch als Großmutter, und es kommt von ganzem Herzen. Zunächst möchte ich Diana selbst meine Anerkennung zollen.
Sie war ein außergewöhnliches und begabtes menschliches Wesen. In guten wie in schlechten Zeiten hat sie nie ihre Fähigkeit verloren, zu lächeln und zu lachen und andere mit ihrer Wärme und Freundlichkeit zu inspirieren. Ich habe sie bewundert und respektiert."
“Bewegende Reaktionen”
Anschließend würdigte Elizabeth Diana in ihrer Eigenschaft als Mutter und ging auf die Verbindung der Prinzessin zur Öffentlichkeit ein: "Niemand, der Diana kannte, wird sie jemals vergessen. Millionen anderer, die das Gefühl hatten, sie zu kennen, ohne ihr je begegnet zu sein, werden sich an sie erinnern.
Ich für meinen Teil glaube, dass wir von ihrem Leben und von den außergewöhnlichen und bewegenden Reaktionen auf ihren Tod etwas lernen können."
Beileidsbekundungen
"Ich teile Ihre Entschlossenheit, das Andenken Dianas zu bewahren", sagte Elizabeth in die Kamera. Dann bedankte sich die Queen allen, die ihrer Familie Beileidsbekundungen geschickt hatten.
Anschließend sprach sie den anderen Angehörigen, die von der Tragödie betroffen waren, ihr Beileid aus. Auch Dianas Partner Dodi Fayed und ihr Chauffeur Henri Paul kamen bei dem Autounfall in Paris ums Leben.
Abschließende Gedanken
Zum Abschluss ihrer Rede sagte Elizabeth: "Ich hoffe, dass wir morgen alle gemeinsam unsere Trauer über den Verlust von Diana und unsere Dankbarkeit für ihr viel zu kurzes Leben zum Ausdruck bringen können. Es ist eine Chance, der ganzen Welt zu zeigen, dass die britische Nation in Trauer und Respekt vereint ist.
Mögen die Verstorbenen in Frieden ruhen, und möge jeder Einzelne von uns Gott für jemanden danken, der viele, viele Menschen glücklich gemacht hat."
Der Tag der Bestattung
Auf diese Weise konnte Elizabeth einen Teil der Kritik an ihr und der Königsfamilie wieder ausräumen, und das war noch nicht alles. Am nächsten Morgen bewegte sich Dianas Trauerzug am Buckingham Palace vorbei in Richtung Westminster Abbey.
An diesem Punkt stieß die Queen mitsamt ihrer Verwandten hinzu und führte die Gruppe an, als sie auf die Tore des Palastes zusteuerten.
Ein unerwarteter Moment
Der Pressefotograf Mark Stewart war zu dieser Zeit vor Ort. Er sprach im September 2022 mit dem People-Magazin über das, was als nächstes geschah - er konnte seinen Augen nicht trauen!
Der Fotograf erinnerte sich: "Im völligen Gegensatz zum Protokoll trat die Queen vor den Palast und ging zu dem Publikum an den Straßenrand."
“Die Beste Seite der Queen”
"Ich habe mir einen Weg durch eine Menge von etwa 20 Personen gebahnt", so Stewart weiter. "Zum Glück hatte die BBC an einem Baum eine Leiter aufgestellt.
Ich konnte die Leiter hinaufklettern, und somit habe ich die einzige Aufnahme von der Queen, wie sie sich vor dem Sarg verneigt, während dieser an ihr vorbeizieht. Dieses Foto zeigt die Queen ... wirklich von ihrer allerbesten Seite."
Eine bedeutende Geste
Diese einfache Handlung von Elizabeth war eine große Sache. Warum?
Ganz einfach. Die Expertin Jane Ridley erklärte in der Sendung Die Windsors: "Die Queen verbeugt sich vor niemandem - niemals." Aber sie tat es für Diana, was das deutlichste Zeichen des Respekts war, das man je von einer Monarchin gesehen hat. Nach dieser Verbeugung schien sich der Aufschrei, den ihr vorheriges Schweigen ausgelöst hatte, in Luft aufzulösen.
Elizabeths Nachricht
Am Tag der Beerdigung schrieb Elizabeth eine Nachricht an ihre Assistentin Lady Henriette Abel Smith. In dieser gleichermaßen interessanten und erschütternden schriftlichen Notiz reflektierte die Queen über den Gottesdienst und die allgemeine Reaktion auf Dianas Tod.
Weiterhin äußerte sie sich aus der Sicht einer Großmutter, die versucht, ihren untröstlichen Enkeln zu helfen.
“Sehr stolz auf sie”
In der Nachricht von Elizabeth an Henriette steht: "Es war furchtbar traurig, und Diana ist ein großer Verlust für das Land. Aber die öffentliche Reaktion auf ihren Tod und der Gottesdienst in der Abtei scheinen die Menschen auf der ganzen Welt auf eine inspirierende Weise vereint zu haben.
William und Harry waren so tapfer, und ich bin wirklich sehr stolz auf sie."
Königliche Oma
"Die Gefühle sind nach dieser schlimmen Erfahrung für uns alle noch immer ganz durcheinander!" schloss Elisabeth. Angesichts ihrer hohen Position kann man vielelicht leicht vergessen, dass die Queen in vielerlei Hinsicht genauso war wie alle anderen Großeltern auch.
Sie kümmerte sich immer um ihre Enkelkinder. Und William und Harry brauchten sie umso mehr, nachdem sie in so jungem Alter ihre Mutter verloren hatten.
Prioritäten
William war damals erst 15 Jahre alt, und Harry war 12. Vor dem Hintergrund ihres jungen Alters macht Elizabeths Entscheidung, so lange zu schweigen und mit ihren Enkeln in Schottland zu bleiben, deutlich mehr Sinn.
Die Cousine der Queen sprach darüber im Juni 2012 mit CNN. Ihrer Meinung nach stellte die Queen die Prinzen über die Öffentlichkeit.
“Eine richtige Oma”
Margaret Rhodes sagte dem Nachrichtensender: "Die Queen wurde gegeißelt, weil sie mit den beiden kleinen Jungen in Balmoral geblieben ist. Dabei hat sich einfach wie eine richtige Oma verhalten.
Welchen Sinn hätte es denn gehabt, die Jungen nach London zu bringen, wo sie nichts anderes zu tun gehabt hätten, als um ihre Mutter zu trauern? Ich persönlich hätte mich wahrscheinlich genauso verhalten."
Prinzessin Annes Standpunkt
Rhodes stand mit ihrer Meinung nicht alleine da. Elizabeths Tochter Prinzessin Anne ist zum Beispiel auch der Meinung, dass die Queen damals die richtige Entscheidung getroffen hat, London für ein paar Tage zu meiden.
Wenn nicht für sie selbst, dann auf jeden Fall für William und Harry. Während eines Gesprächs mit dem britischen Sender ITV News in 2017 verteidigte sie ihre Mutter nachdrücklich gegen den öffentlichen Aufschrei.
“Absolut ungewöhnlich”
Anne sagte zu dem Nachrichtensender: "Ich finde es absolut ungewöhnlich, dass es vernünftig denkende Eltern auch nur in Betracht gezogen hätten, die Kinder in all dem Trubel hierher nach London zu bringen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man glauben kann, dass es für die Jungs die bessere Lösung gewesen wäre.
Ich glaube nicht, dass einer der beiden überhaupt in der Lage gewesen wäre, damit fertig zu werden, wenn sie irgendwo anders gewesen wären."
“Das einzig Gute”
"Das einzig Gute daran war... dass William und Harry gerade auf Schloss Balmoral waren und sie diese Beständigkeit hatten", fuhr Anne fort.
"Sie hatten Menschen um sich herum, die sie verstehen und ihnen wenigstens ein bisschen Zeit geben konnten, um zu versuchen, mit dem Geschehenen fertig zu werden."
Harrys Erinnerungen
Anne schloss damit: "Die meisten Menschen wären gar nicht in der Lage dazu, das in diesem Umfeld zu tun, geschweige denn Kinder in diesem Alter." Elizabeths Entscheidung wurde noch weiter gerechtfertigt, als Harry persönlich über seine Erinnerungen an Dianas Beerdigung im Jahr 1997 sprach.
Es ist wenig überraschend, dass sich der Prinz damals in einer sehr schwierigen seelischen Lage befand.
Ein eindringlicher Klang
In einer Folge von Das Ich, das du nicht siehst (The Me You Can't See) blickte Harry auf diese Zeit zurück. Es handelt sich dabei um eine von ihm ins Leben gerufene Sendung über psychische Gesundheit, bei der auch die TV-Ikone Oprah zu Gast ist.
Über die Beerdigung sagte Prinz Harry: "Am deutlichsten erinnere ich mich an das Geräusch der Pferdehufe, die über den Bürgersteig liefen. Entlang der Mall, der Straße aus rotem Backstein".
“Schock”
"Zu diesem Zeitpunkt standen William und ich unter Schock", fügte Harry hinzu. "Es war, als wäre ich außerhalb meines Körpers und würde nur das tun, was von mir erwartet wurde.
Ich habe nur ein Zehntel der Emotionen gezeigt, die alle anderen gezeigt haben. Ich dachte: 'Das ist meine Mutter. Du bist ihr noch nicht einmal begegnet.'"
Hat es sich gelohnt?
Harrys innere Zerrissenheit spricht also eindeutig dafür, dass Elizabeth nach Dianas Tod die richtige Entscheidung getroffen hat. Die Kritik, der sie sich ausgesetzt sah, war in ihren Augen ein lohnender Preis, um sicherzustellen, dass die jungen Prinzen nicht noch mehr Leid ertragen mussten.
Die Queen wurde während ihres Schweigens als kalt und distanziert bezeichnet. Doch wie wir hier gesehen haben, war wohl genau das Gegenteil der Fall.